Knochen der Lügen
Für dieses Ritual benötigt man den Knochen eines Sterblichen - normalerweise einen Schädel, aber auch ein Kieferknochen reicht aus. Der Sterbliche muss seit mindestens zweihundert Jahren tot sein. Das Ritual kann in einer einzigen Nacht durchgeführt werden, in der der Knochen zehn Blutpunkte an Kainskinder-Vitae aufnehmen muss. Dieser Prozess verdunkelt die Farbe des Schädels, bis er einen matten, roten Farbton angenommen hat. Nun kann der Knochen dazu benutzt werden, jeden, der ihn hält, dazu zu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Jedes Mal, wenn die Person, die den Knochen in Händen hält, zu lügen versucht, wird sie stattdessen die Wahrheit sagen, ob es ihr gefällt oder nicht. Die Unterdrückung einer Lüge verbraucht einen der zehn Blutpunkte. Der Knochen saugt jede dieser Lügen in sich auf, wodurch er schwärzer und schwärzer wird, bis alle zehn Blutpunkte verbraucht sind und er so schwarz wie die Sünde selbst ist. Dieses Ritual bindet den Geist des Sterblichen, dem der Knochen zu Lebzeiten gehört hat, und es ist dieser Geist, der andere dazu zwingt, die Wahrheit zu sagen. Man muss wohl nicht extra betonen, dass dies eine sehr entwürdigende und grausame Art ist, die Ewigkeit zu verbringen. Obwohl diese Tatsache normalerweise unbekannt ist, ist das der Grund, warum man einen unbekannten Knochen benutzt; wenn der Geist des Knochens gerufen wird, wird es ein übellauniger und hinterhältiger Geist sein, verdorben durch die widerwärtigen Sünden, die ihm aufgezwungen wurden. Darum wird der geschwärzte Knochen auch der Tradition gemäß nach seinem Einsatz begraben. Der Knochen kann nicht noch einmal für dieses Ritual benutzt werden.